Die Geschichte von Herrn I.
Herr I. ist 23 Jahre alt, Kurde und stammt ursprünglich aus den kurdischen Gebieten in Syrien. Als dort der Krieg ausbricht, flieht er mit seiner Familie – seinen Eltern und drei Geschwistern – vor der ISIS nach Europa. Er ist noch ein Kind. Das Land seiner Herkunft kennt er kaum. Nach einer beschwerlichen Flucht bleibt die Familie zunächst in Bulgarien hängen. Ihr eigentliches Ziel ist jedoch Deutschland, wohin die Familie auch nach einiger Zeit weiter flüchtet. Dort kann sie zunächst einige Jahre leben. Entsprechend dem Dublin-Abkommen wird sie jedoch aufgefordert, nach Bulgarien zurückzukehren. Einem Teil der Familie gelingt es dennoch in Deutschland zu bleiben, während er, einer seiner Brüder und sein Vater nach Bulgarien abgeschoben werden. Die Familie wird auseinandergerissen. Der Vater geht zurück nach Syrien und er bleibt mit seinem Bruder in Bulgarien zurück. Eine harte Zeit beginnt für ihn. Als Jugendlicher muss er für sich und seinen Bruder, der eine Behinderung hat, sorgen. Zugleich sind sie als Geflüchtete erheblicher Diskriminierung ausgesetzt, potenziert durch die Behinderung des Bruders. Gewaltvolle Übergriffe sind an der Tagesordnung und Geld zu verdienen ist schwer. Schließlich fliehen beide zurück nach Deutschland, wo sie seitdem im Kirchenasyl leben. Die Erlebnisse in Bulgarien führen bei Herrn I. zum Ausbruch einer Traumafolgestörung. Er hat große Angst, nicht in Deutschland bleiben zu können und entwickelt zunehmend Suizidgedanken.
Mit Hilfe von freihaven e.V. konnten einige Krisensitzungen für Herrn I. finanziert werden, um ihn zu stabilisieren. Außerdem konnte durch die Eindrücke aus den Therapiegesprächen eine psychologische Stellungnahme erstellt werden, die ihm geholfen hat, aus seiner Papierlosigkeit herauszukommen und erneut sein Asylverfahren zu beginnen.
Die Geschichte von Herrn Y.
Herr Y. ist in einem westafrikanischen Land um 1990 geboren und dort in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Seine Eltern stammen aus zwei anderen westafrikanischen Ländern, Herr Y. hat nie ein Ausweisdokument besessen und weiß nicht welche Nationalität er ‚eigentlich’ hat. Herr Y. nahm in seinem Herkunftsland an einer Demonstration gegen die Regierung teil, wurde für drei Tage festgenommen und die Polizei drohte ihm, sollte sie ihn nochmals bei einer Demonstration sehen, so würde man ihn töten. Herr Y. hatte danach viel Angst und entschied sich das Land zu verlassen. Während seiner insgesamt etwa zwei Jahre dauernden Flucht durch die Sahara über Nordafrika bis nach Europa wurde er mehrfach verhaftet, schwer misshandelt und schwebte auch einige Male in großer Lebensgefahr. Die Erinnerungen an diese Ereignisse verfolgen ihn bis heute.
In Deutschland lebt Herr Y. seit nunmehr fünf Jahren in einer Kleinstadt, in welcher er wenig Anschluss an den Alltag des Ortes gefunden hat. Von Einzelpersonen an seinem Wohnort wurde Herr Y. mehrfach rassistisch beleidigt, er fühlt sich dort deswegen unwohl und dies „mache alles noch schlimmer“. Behandlungsmöglichkeiten für sein seelisches Leiden hat er am Ort nicht gefunden; lediglich bekam er in der Allgemeinarztpraxis Antidepressiva verschrieben, diese Medikamente halfen ihm aber kaum.
Ein Freund im Ort gab ihm die Anschrift von haveno. Er erhielt eine Überweisung zu haveno in Hamburg; hier wurden die Diagnose einer schweren Posttraumatischen Belastungsstörung und der dringende Bedarf einer trauma-fokussierten Psychotherapie bestätigt. Herr Y. beantragte daraufhin die Kostenübernahme für eine Therapie bei der zuständigen Sozialbehörde. Sein Antrag wurde jedoch abgelehnt, unter anderem weil er eingeschränkte Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhält, weil die Behörden seine Angaben zu seiner Identität anzweifeln.
Mit der Kostenübernahme durch freihaven e.V. kann Herr Y. nun einmal monatlich nach Hamburg kommen und die notwendige psychotherapeutische Unterstützung erhalten.
Die Geschichte von Frau S.
Frau S., eine 23 Jahre alte Jesidin, lebte in einem kleinen Dorf im Nordirak. Als 2014 Mitglieder des sog. Islamischen Staates (IS) die Jesiden überfielen, ermordeten, vergewaltigten und versklavten, gelang ihr und ihrer Familie im letzten Moment die Flucht ins Sindschar Gebirge. Dort hielten sie sich mit vielen anderen wochenlang versteckt, ohne Nahrung und ausreichende Kleidung, ohne passende Schuhe. Frau S. erlebte, wie besonders alte Menschen und kleine Kinder wegen der schwierigen Umstände starben. Sie hörte Nachrichten über Hinrichtungen ihrer Angehörigen im Dorf und hatte riesige Angst, auch sterben zu müssen. Schließlich kam sie mit ihren Eltern und zwei ihrer Brüder in einem Camp für Geflüchtete des International Rescue Committee (IRC) unter. Auch dort war die Versorgungslage schlecht. Ihrem älterer Bruder und einer Tante war die Flucht nach Deutschland gelungen und ihre Familie entschied, dass sie dies mit ihrem zweiten Bruder auch wagen sollte. Auf dem Weg wurde sie durch Schlepper von ihrem Bruder getrennt und musste sich alleine durchschlagen. Von der Türkei bis Deutschland brauchte sie Monate, weil sie an den Grenzen innerhalb Europas immer wieder abgewiesen wurde. Doch sie gab nicht auf. Besonders schlimm sei die türkisch-bulgarische Grenze gewesen. Nachts wurden sie von bewaffneten Grenzschützern und ihren aggressiven Hunden im Wald überfallen. Zwei Monate wurde sie in Bulgarien in einem Gefängnis festgehalten. Sie fühlte sich schutzlos, hatte Panik vor männlichen Übergriffen und vermisste ihrer Familie unendlich. Als es ihr nach ihrer Freilassung schließlich gelang, die Grenze nach Deutschland zu überschreiten, sollte sie aufgrund der Dublin Regelung wieder nach Bulgarien zurückgeschickt werden. Für Frau S. brach die Welt zusammen. Endlich am Ziel, sollte sie wieder alleine bleiben! Frau S. war verzweifelt und erlitt einen psychischen Zusammenbruch. Sie hatte Flashbacks, konnte nicht mehr schlafen, war sehr unruhig und hatte Panikattacken. Um nichts in der Welt wollte sie Deutschland wieder verlassen. Lieber wollte sie sterben. Sie entschied sich, ins Kirchenasyl zu gehen und war damit ohne Rechtsstatus und ohne Krankenversicherung.
Mit Hilfe von freihaven e.V. konnte eine Krisenintervention finanziert wurden, die Frau S. so weit stabilisierte, dass sie wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken kann. Inzwischen hat sie einen Deutschkurs gemacht, ihre B1-Prüfung erfolgreich absolviert und die letzten Therapiestunden liefen schon ohne Dolmetscherin. Die Dublin-Regelung wurde im Sommer 2019 aufgehoben; sie darf jetzt offiziell in der Nähe ihrer Familie wohnen.
Die Geschichte von Frau M.
Frau M. stamm aus dem Kaukasus. Sie ist 32 Jahre alt, verwitwet und hat einen 4-jährigen Sohn. Ihr Mann verstarb vor zwei Jahren nach einem längeren Gefängnisaufenthalt an den Folgen einer Krebserkrankung, die im Gefängnis nicht behandelt worden war und die sich durch die schlechten Verhältnisse im Gefängnis schnell dramatisch verschlimmerte. Ihrem Ehemann wurden politische Aktivitäten unterstellt und Freunde bemühen sich bis heute um seine Rehabilitierung. Dieser Tod war nicht der erste große Verlust für Frau M. Ihr Vater wurde aus politisch motivierten Gründen ermordet, als sie noch ein Kind war. Mit ihren Geschwistern ist sie bei der Mutter aufgewachsen. Aber das Leben ohne Vater war schwierig und oftmals auch sehr gefährlich. Zwei ihrer Geschwister flohen nach Westeuropa. Nach dem Tod ihres Mannes floh auch sie aus dem Kaukasus nach Deutschland. Anfangs ging es ihr hier sehr schlecht; seit dem Tod ihres Ehemannes stand sie unter Schock, fühlte sich extrem schwach und kraftlos und erlitt schließlich einen Zusammenbruch. Mehrere Wochen verbrachte sie in der Psychiatrie. Sie durchlebte eine starke Depression mit Suizidgedanken, Angstzustände, Herzschmerzen, Atemnot, Alpträumen und Schlafstörungen. Nach zwei Monaten erholte sie sich und konnte aus der Klinik entlassen werden. Ihr kleiner Sohn war in dieser Zeit von ihrer Schwester versorgt worden. Anschließend bemühte sie sich um eine ambulante Psychotherapie. Nachdem sie in Hamburg keinen Platz bei einer russischsprachigen Therapeutin gefunden hatte, wandte sie sich an haveno. Die Krankenkasse bewilligte die Kostenübernahme für die Therapie.
Mit Hilfe von freihaven e.V. konnte sie auch sofort mit der Therapie beginnen, weil die Dolmetscherkosten für die ersten Sitzungen finanziert wurden. Inzwischen trägt das Sozialamt die Dolmetscherkosten.
Die Geschichte von Herrn R.
Herr R. stammt aus Afghanistan, ist Anfang 30, verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Im Herbst 2013 werden er und sein Bruder von den Taliban massiv bedroht, wenig später wird der Bruder ermordet. Herr R. flieht daraufhin mit Frau und Kindern nach Hamburg, wo schon andere Geschwister leben. Die Flucht dauert zwei Monate und ist extrem strapaziös und gefährlich.
Herr R. leidet massiv unter den Erinnerungsbildern seiner traumatischen Erfahrungen in Afghanistan, unter depressiver Verstimmung, Schlafstörungen und Ängsten. Ende 2013 sucht er Hilfe bei haveno, einer psychotherapeutischen Einrichtung, die sich besonders der Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten widmet. Hier wird auch seine Muttersprache gesprochen. In der psychiatrischen Untersuchung dort wird eine schwere posttraumatische und depressive Störung mit dringender Behandlungsindikation festgestellt. Während der langwierigen und für Herrn R unverständlich komplexen Beantragungsprozedur für eine Übernahme der Behandlungskosten durch das Sozialamt stellt sich heraus, dass sich die Familie während der Flucht zwei Tage in einem osteuropäischen EU-Land aufgehalten habe. Entsprechend dem EU-Abkommen Dublin II (seit kurzem Dublin III) droht Familie R. eine Abschiebung in dieses Land. Herrn R. belastet diese Situation zusätzlich, weil er damit auch noch die Anbindung an seine Verwandten in Hamburg verlieren würde.
Mit finanzieller Unterstützung von freihaven e.V. kann die dringend notwendige Behandlung von Herrn R. umgehend und unbürokratisch bei haveno eingeleitet werden.
Die Geschichte von Frau T.
Frau T. ist 26 Jahre alt, stammt aus Afghanistan und gehörte dort einer Hindi sprechenden Minderheit an. Die Familie erlebt deswegen Bedrohungen und Verfolgung. Mit ihrem Mann flieht sie vor drei Jahren nach Europa. Ihre Eltern hatten bereits vor ihnen das Land verlassen; sie hat den Kontakt zu ihnen verloren, was sie sehr belastet. Sie erreichen Belgien, dort wird ihr Asylgesuch aber nicht anerkannt und sie landen schließlich obdachlos auf der Straße. Frau T. war in Afghanistan sehr behütet aufgewachsen, diese absolut unsichere Situation ist für sie extrem belastend. Sie erlebt Panikattacken, Flashbacks, dissoziative Zustände und hat Suizidgedanken.
In ihrer Verzweiflung fliehen sie weiter nach Deutschland. Auch hier ist ihr Aufenthaltsstatus weiterhin nicht gesichert. Frau T. sucht Hilfe in der Flüchtlingsambulanz des Universitätskrankenhauses Eppendorf; es wird ihr eine dolmetschervermittelte Psychotherapie bei haveno empfohlen. Die zuständige Krankenkasse bewilligt eine Kostenübernahme für die Therapie; allerdings werden keine Dolmetscherkosten übernommen.
Mit Hilfe von freihaven e.V. kann ein Teil der Dolmetscherkosten gedeckt werden.